OP-Nachsorge – Wundversorgung
OP- Nachsorge der „eigenen“ Patient*innen
Alle von uns operierten Patient*innen – egal, ob ambulant oder stationär, ob in Lokalanästhesie oder Vollnarkose – werden selbstverständlich bis zum Abschluss der Wundheilung von uns persönlich betreut. In der Regel ist eine Wundkontrolle innerhalb von 24-48 Stunden nach dem operativen Eingriff und zum Fadenzug 8-12 Tage später notwendig. Je nach individueller Situation können auch weitere Wundkontrollen notwendig werden, die wir dann mit Ihnen planen.
OP-Nachsorge „fremder“ Patient*innen
Es gibt Patient*innen, die noch vor Abschluss der Wundheilung aus der stationären Behandlung entlassen werden oder ggf. Komplikationen im Verlauf der Wundheilung entwickeln. In der Regel kümmert sich das Krankenhaus bis zu 14 Tage nach dem stationären Aufenthalt um die Versorgung dieser Patient*innen.
Sollte dies nicht der Fall sein oder die Wundheilung darüber hinaus andauern, werden wir uns um Ihre Belange kümmern.
Für den Erstkontakt in unserer Praxis ist es immer notwendig den Entlassungsbericht des Krankenhauses und Ihren Medikationsplan mitzubringen, damit wir uns über Ihre Erkrankung, die erfolgte Operation und das weitere Therapiekonzept ein Bild machen können.
Versorgung akuter Wunden
Akute Wunden können vielfältige Ursachen haben. Sie haben sich geschnitten, sind irgendwo gegengestoßen oder haben ggf. noch einen Fremdkörper in Fuß oder Hand. Bei akuten Schnittwunden ist es wichtig die Erstversorgung innerhalb der ersten 6-8 Stunden durchzuführen, da sonst von einer zu dichten Keimbesiedlung der Wunde ausgegangen werden muss. Würde man die Wunde dann per Naht oder Gewebekleber verschliessen wäre die Wahrscheinlichkeit einer sich ausbildenden Infektion sehr groß.
- wird die Wunde innerhalb dieses Zeitfensters (in lokaler Betäubung) genäht oder mit Gewebekleber verschlossen, spricht man von primärer Wundheilung.
- kann man die Wunde nicht mehr primär nähen/ kleben oder handelt es sich um eine Wunde oder Verletzung, die großflächiger ist und die Wundränder nicht wieder zusammengefügt werden können, heilt die Wunde im Rahmen der sekundären Wundheilung
Für beide Arten der Wundheilung benötigt die Wunde eine gute Säuberung und eine ausreichende Durchblutung. Die sekundäre Wundheilung dauert in der Regel etwas länger und bedarf häufigerer Verbandwechsel.
Bei jeder akuten Wunde gilt:
Bringen Sie Ihren Impfausweis mit oder überprüfen Sie Ihren Tetanusschutz.
Tetanus ist weltweit verbreitet. Die Tetanus-Bakterien kommen in Staub und Schmutz sowie im Magen-Darm-Trakt von Wiederkäuern vor und können auch durch einen Tierbiss übertragen werden. Da es keinen natürlichen Schutz vor Tetanus gibt, besteht der einzige Schutz vor der Erkrankung in der Impfung. Nach der Grundimmunisierung im Säuglingsalter sollte deswegen bis ins hohe Alter eine routinemäßige Auffrischimpfung alle 10 Jahre erfolgen, in der Regel mit einem Kombinationsimpfstoff gegen Tetanus und Diphtherie und im Erwachsenenalter einmalig mit einem Kombinationsimpfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten. Im Verletzungsfall wird bereits bei sauberen, geringfügigen Wunden aufgefrischt, wenn die letzte Impfung mehr als 10 Jahre zurück liegt und eine Tetanus-immunisierung mit mindestens drei Impfungen erfolgte. Für alle anderen Wunden (z.B. tiefe und/ oder verschmutzte Wunden) erfolgt die Auffrischung bereits nach 5 Jahren. Gemäß STIKO soll im Verletzungsfall ein Tetanus-, Diphtherie-, Keuchhusten-Kombinationsimpfstoff verwendet werden.
Sollten Sie eine Tetanusimpfung benötigen, werden wir Ihnen auch diese -mit Ihrem Einverständnis- verabreichen.
- Versorgung chronischer Wunden
Chronische Wunden bestehen seit mehr als 12 Wochen und haben keine oder eine schlechte Heilungstendenz. Es handelt sich dabei zum Beispiel um
- Ulkus cruris (umgangssprachlich „offenes Bein“)
- Schlecht heilende Wunden > 4 Wochen
- Gemischtes Ulkus, arterielles Ulkus
- Akne inversa
- Dekubitus
Eine Störung der Wundheilung oder die Entstehung von chronischen Wunden ist ein multifaktorielles Geschehen und kann viele Ursachen haben.
Faktoren, die die Wundheilung beeinflussen sind:
- chronische Erkrankungen (z. Bsp. Diabetes Mellitus, HIV, Leukämie)
- Chemotherapie und / oder Strahlentherapie
- Durchblutungsstörungen (pAVK = periphere arterielle Verschlusskrankheit)
- Venöse Abflussstörungen (chron. venöse Insuffizienz, postthrombotisches Syndrom)
- Lymphödem
- Nikotinabusus, Alkoholabusus
- die Wundheilung beeinflussende Medikamente
- schlechter Ernährungszustand
- bakterielle Besiedlung der Wunde
All diese Faktoren müssen sowohl in der Diagnostik wie auch in der Behandlung der chronischen Wunde berücksichtigt werden!
Nach ausführlicher Anamnese, körperlicher Untersuchung, Begutachtung der Wunde, und ggf. weiterführender Diagnostik wird eine individuell angepasste Therapie durchgeführt. Diese beinhaltet außer den lokaltherapeutischen Maßnahmen, die sich am aktuell gültigen Wissensstand zur Wundbehandlung orientieren und auf die jeweilige Wundsituation angepasst sind, auch die Behandlung der multifaktoriellen Ursachen der ausbleibenden Wundheilung. Im Vordergrund steht zudem die Behandlung der oft bestehenden Schmerzsymptomatik und die Verbesserung der häufig eingeschränkten Mobilität.